Neue Straßen bringen es nicht

Klimawandel, Nachhaltigkeit, Verkehrswende, all das und noch viel anderes sind Schlagworte in der öffentlichen Diskussion darüber, wie es in diesem Land und ganz besonders mit der Mobilität weitergehen soll. Doch nach wie vor scheint die beste Methode der Optimierung die zu sein, dass neue Straßen gebaut werden. Das gilt auch für Ichenhausen, denn die Stadt leidet massiv am (Schwerlast-) Durchgangsverkehr, der die Lebensqualität im Zentrum überaus stark beeinträchtigt.

Nachdem das Umweltrecht eine Trassenführung im Westen, im Günztal, nicht zulässt, setzt die Kommunalpolitik alles auf eine Umfahrung im Osten. Deren Realisierung jedoch wird – auch nach Aussage des Bürgermeisters – sicherlich noch ein Jahrzehnt dauern, wenn denn die Straße überhaupt gebaut wird.

Zu fragen ist, ob mit Straßenbau wirklich so viel gewonnen wird, wie man sich davon verspricht. Schaut man auf die Gemeinden, die durch eine Umgehung entlastet werden sollen, so bleiben doch der Lärm und Schmutz und zudem versiegelter Boden, verursacht durch die neue Straße. Und wird der Straßenneubau nicht kompetent begleitet durch Erneuerung und Wiedergewinnung von Stadtkultur, so bleibt eine nun meist überdimensionierte Rennstrecke durch den Stadtkern, die nach wie vor vom Individualverkehr genutzt wird: Wer sich auskennt, weiß um den kürzeren Weg.

Das Leben soll wieder in die Stadt geholt und sich nicht bloß in den Shopping-Centern am Stadtrand abspielen. Es gibt viele überzeugende Vorschläge und gelungene Beispiele dafür, dass sich die Verkehrsbelastung auch ohne Straßenneubau reduzieren lässt. Es kann durchaus soweit kommen, dass eine Umgehung gar nicht mehr nötig ist, weder Flächen verbraucht werden noch Unmengen finanzieller Mittel aus dem öffentlichen Haushalt.

Doch dazu muss erst die Kommunalpolitik zu der Einsicht gebracht werden, dass mit einzelnen Maßnahmen wie einem Straßenneubau keine Probleme gelöst, sondern oft genug erst neue geschaffen werden. Mit Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene, intelligenter Verkehrslenkung, einem attraktiven Personennahverkehr, dem Ausbau des Rad- und Fußwegenetzes und vielen anderen Maßnahmen, die oft ohne großen Aufwand zu verwirklichen sind, ließe sich die Stadt wiedergewinnen.